Im Gegensatz zur farblichen Anpassung ist die Retusche eine eigenständige Farbgebung, die unabhängig von Holzart und -struktur angewendet wird.
Auch die Retusche wird stets auf einer grundierten Fläche aufgebracht. Wir arbeiten bei Tageslicht in staubfreier Umgebung und achten auf die Lichtreflektionen im Holz.
Als Farbstoff verwenden wir hierfür Erdfarben (Pigmente), die mit Schellack als Pigmentträger gebunden werden. Die lasierenden Farbschichten werden mit einem Aquarellpinsel aufgetragen.
Wir beginnen immer mit dem hellsten Farbton in der angrenzenden Originalfläche, wobei die einzelnen Auftragschichten transparent sind, jedoch durch die Anzahl der Schichten fast deckend wirken.
Besonders die Schnittlinien unserer eingesetzten Teile sollten aufgelöst werden, indem wir sie immer wieder mit heller Farbe unterbrechen.
Wenn wir die Grundfarbe auf der zu retuschierenden Fläche erreicht haben, unterteilen wir sie in einzelne Abschnitte, .......
...... indem wir den Maserverlauf des umliegenden Holzes durch die Fläche führen.
In unserem Fall verwenden wir dafür wasserlösliche Nussbaumkörnerbeize, die wir mit einer Schicht Schellackpolitur fixieren. Die dadurch entstehenden kleineren Flächen werden nun in passenden Farbnuancen eingefärbt (Wasserbeize oder pigmentierten Schellack) und zwischendurch mit Schellack und dem Polierballen fixiert.
Möglichst die zu färbende Fläche in ihre ursprüngliche horizontale oder vertikale Lage bringen, d.h. Kommoden- oder Tischplatte waagrecht - oder wie hier - die Kommodenseite senkrecht, da lagebedingte Lichtreflektionen die Farbe und die Helligkeit des Holzes beeinflussen.
Es empfiehlt sich, zwischendurch den Betrachtungswinkel zu ändern, um einen zu dunklen Farbauftrag zu vermeiden.
Bei großporigen Hölzern ist das Aufmalen von entsprechenden Poren empfehlenswert. Aber auch das Aufmalen der sog. "Markstrahlen" hilft uns hier bei der Auflösung der Retuschefläche.
Die bei der Retusche entstandenen Unebenheiten (Pinselstriche) werden später in die Politur eingebettet.
Unsere Retsuche ist gelungen, wenn das darunter liegende eingesetzte Teil nicht mehr zu erkennen ist, die Holzmaserung einem natürlichem Verlauf folgt und keine wesentlichen Farbunterschiede zur umliegenden Holzfläche aufweist. Die Retusche auf der linken Seite des Bildes zeigt noch einen leichten Grauschleier (durch die Unebenheit der einzelnen Pinselstriche), dieser wird durch das Einbetten der Unebenheiten in die anschliessende Schellackpolitur entfernt.
Sehr schwierig sind helle Hölzer mit wenig Maserung und starker Reflektion (Ahorn, Kirschbaum, o.ä.) zu retuschieren.
Ebenso könnten wir einen Ast oder Maserungswirbel in die Fläche malen (siehe z.B. die beiden letzten Bilder-vorher/nachher).